Worte zum Ehrenamt

Rede anlässlich des 111- jährigen Bestehens der KG Herschbach 1912 e.V. von Bernd Schenkelberg

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Närrinnen und Narren, verehrte Gäste,

Als ich vom Vorstand nach der letzten Vollversammlung gefragt wurde, ob ich zum 111-jährigen Bestehen unserer Karnevalsgesellschaft eine Laudatio halten könnte, habe ich mich zuerst ein bisschen erschrocken. „Häh“ habe ich gedacht, Laudatio halten, machen doch normalerweise die Alten im Verein, meistens langweiliger Kram, dem nach 10 Minuten eh keiner mehr zuhört. Als ich mich dann mal kurz in der Vorstandsrunde umgeschaut habe, hab ich festgestellt, ja, du bist der Älteste Sack hier im Vorstand. Dann hab kurz innegehalten —– sofortige Erleichterung,  GOTT SEI DANK —-Tholdi ist der älteste Sack. Zuerst hab ich ein wenig gezögert, mir aber dann gedacht, wann hat man schon mal die Möglichkeit eine Laudatio, über einen Verein zu halten, indem du selbst fast 40 Jahre aktiv tätig bist, der dir ans Herz gewachsen ist und ein Jubiläum feiert das nicht viele Vereine erreichen. 111 Jahre Karnevalsgesellschaft Herschbach. Eine lange Zeit. Aber keine Angst, ich werde in meiner Rede jetzt nicht jedes Jahr einzeln aufführen und darüber berichten. Für die ersten 60 Jahre falle ich als Zeitzeuge eh durch und Gründungsmitglieder werden wohl nicht mehr im Saal sitzen. Natürlich kann und will ich in meinem Rückblick die ersten Jahrzehnte nicht einfach so übergehen, auch wenn ich sie persönlich nicht mitbekommen habe.

Der Grundstein unseres Vereins wurde in einer Zeit gelegt, die sicher etwas anders war, als zum heutigen Zeitpunkt. Karnevalistische Aktivitäten gab es bereits vor 1912. Mit dem Geschick, aus wenig viel zu machen, aber immer mit dem Gedanken, den Humor und die Freude am Karneval an die erste Stelle zu setzen, und um diese Aktivitäten zu bündeln, traf man sich im Jahre 1912 und gründete eine Fastnachtsgesellschaft. Schon im gleichen Jahr konnte man einen Prinz Karneval präsentieren, was man bis auf wenige Ausnahmen, bis zum heutigen Zeitpunkt immer mit Stolz aufrechterhalten konnte. Nur die beiden Kriege unterbrachen die fastnachtlichen Aktivitäten. Aber nach jeder Zwangsruhepause wurden sofort wieder tatkräftig, wenn auch etwas mühevoll, die karnevalistischen Arbeiten aufgenommen. Freude und Spaß am Karneval hatten schnell wieder die Oberhand. Mein Respekt, vor dem Mut und der Leistung der Gründer und derer, die nachfolgend die Geschichte des Karnevals in Herschbach gelenkt und verantwortet haben, ist sehr groß, denn ohne diese Männer und Frauen, die in den Nachkriegsjahren mit bescheidenen Mitteln unsere Karnevalsgesellschaft aufgebaut haben, wäre sie heute nicht, wie sie ist. Die ersten Sitzungen die abgehalten wurden fanden im Saal des Westerwälder Hofs statt. Klein aber bestimmt gemütlich wurden hier Büttenreden, Tanz- und Gesangsvorführungen dargeboten. Als die Räumlichkeiten für die Sitzungen etwas beengter wurden, verlagerte man die Veranstaltungen in „Wertches Saal“. Dieser Saal, auch „Aler Saal“ genannt, stand wie wahrscheinlich die wenigsten hier in der Halle ahnen, auf dem Gelände, auf dem sich unsere heutige Festhalle befindet.

Ja, der „Ale Saal“, ich selbst kenne ihn noch, alt aber schnuckelig, alter Holzboden, dunkel, verraucht – und ja man durfte im Saal noch rauchen. Ein Thekenraum gefliest und gekachelt wie ein Schlachthaus, mit nur einer Fluchtmöglichkeit, nicht nach draußen, sondern zurück in den Saal. Keine Brandschutzvorrichtungen, brennbare Luftschlangen und Dekomaterialien. Keine Lüftung. Dachfenster aus denen sich abgeseilt wurde. Eine Umkleidekabine ohne Geschlechtertrennung, eine Sektbar, die manche bei vollem Bewusstsein betraten, aber oft ohne Erinnerung wieder verlassen mussten. Schultheißbier aus Gläsern, die so dick wie Blumenvasen waren. Einen Kriechkeller, der nur von Personen betreten werden durfte, die kleiner als 1,60m waren. Faßanstiche mit Steigrohren die länger waren als die Deckenhöhe, die beim Fassanstich ganze Fässer entleerten, ohne, dass jemand einen Schluck davon getrunken hatte. Es war eng, aber gemütlich. 

Trotz aller Widrigkeiten – schön war’s trotzdem.

Außer der Karnevalsgesellschaft, waren auch andere Vereine im Karneval tätig und trugen ihren Anteil zur Gestaltung in den Wochen vor dem Fastnachtswochenende mit verschiedenen Veranstaltungen bei. Es gab einen vom Sportverein ausgetragenen Maskenball und auch der Möhnenverein organisierte ihren Möhnenball an Schwerdonnerstag. Ebenso ist der Spielmannszug mit dem „Bunten Abend“ zu nennen.
Das Interesse an den Veranstaltungen war groß. Wer gute Sitzplätze und Tische haben wollte musst einen guten Draht zum 1. Vorsitzenden, Präsidenten oder einem Vorstandsmitglied haben. Dort konnte man sich im Vorfeld die besten Plätze ergattern. Die restlichen Karten, wurden dann ca. 14 Tage vor der Galasitzung bei „Kellersch“ verkauft. Mein Schwiegervater Horst, wurde vom damaligen 1. Vorsitzenden Josef Antweiler damit beauftragt, einen dieser Verkäufe vorzunehmen. Mit der Ausrede, er selbst hätte keine Zeit, lies er sich nicht bei Kellersch blicken. Er wusste warum. Es waren keine Karten mehr da. Mann hatte im Vorfeld alle Karten an den Mann gebracht. Die Hütte war voll bei Kellersch. Viele wollten noch Karten. Als dies mein ahnungsloser Schwiegervater bemerkte, drückte er kurzerhand dem damaligen Sitzungspräsidenten Mainhard die Geldkassette in die Hand und machte sich schnell aus dem Staub. Er hat es überlebt. Wegen der steigenden Nachfrage an Karten für die Galasitzung, und die Chance für alle, einen guten Sitzplatz zu ergattern, wurde ein Losverfahren eingeführt. Jeder der Karten haben wollte, konnte sich anmelden. Entsprechend der Anmeldungen wurden dann Zettel mit Zahlen in die Lostrommel gesteckt und jeder konnte ein Los ziehen. Wer das Los mit der Nummer 1 zog, konnte zuerst, für eine bestimmte Anzahl an Personen Tisch und Sitzplatz bestimmen. Es war nur erstaunlich, dass manche Personen jedes Jahr das Glück hatten, eine niedrige Zahl zu ziehen. Es roch nach Manipulation und Bestechung. Dies wollten einige nicht hinnehmen. Man wollte denen, die angeblich immer das Losglück auf ihrer Seite hatten ein Schnippchen schlagen. Einige Betroffene ohne Losglück waren frühzeitig anwesend, um als einer der ersten in den Loostopf zu greifen. Gleichzeitig schmuggelte man ein markiertes Los in die Urne. Man zog wahrhaftig die Nr. 1. Im weiteren Verlauf der Ziehung wurde von den angeblichen Glückspilzen der vergangen Jahre ebenfalls die Nr.1 gezogen, was dann zu Tumulten führte. Wie die Vergabe der Plätze dann schließlich ausgegangen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. 

Da in den umliegenden Dörfern, in dieser Zeit der Karneval noch nicht so eine große Bedeutung spielte, es aber trotzdem Anfragen für Karten gab, entschloss man sich eine zweite Sitzung zu veranstalten. Diese Sitzung sollte „Fremdensitzung“ heißen. „FREMDENSITZUNG“ – Heute würde man diese Sitzung umbenennen müssen in „Sitzung für nicht wohn- und sesshaft lebende Menschen der Ortsgemeinde Herschbach“. Beide Sitzungen wurden in den Anfangsjahren gut angenommen und waren in den ersten Jahren auch stets ausverkauft. Für Gruppen, die schon vor Karneval für Tanzaufführungen geprobt hatten, war dies natürlich eine Freude, konnte man doch das Erprobte und die oft selbstgenähten Kostüme, zweimal zur Schau stellen. 

Karl Brach hatte zu diesen Zeitpunkt den Vorsitz unserer Karnevalsgesellschaft. Karl war für den Herschbacher Karneval wie geschaffen. Ehrgeizig, positiv verrückt, ab und zu aufbrausend, etwas bestimmend, selten ließ er zwei Meinungen gelten. Aber er war immer für den Verein da. Mir wurde mal zugetragen, dass er für irgendeine Aufgabe drei Freiwillige brauchte und im gleichen Atemzug drei Namen nannte, die diese Aufgabe erledigen mussten. Eine jüngere Kopie ist heute unser Sitzungspräsident. Er war es dann auch, der damit anfing, sich nicht nur im Herschbacher Karneval darzustellen, sondern auch andere Vereine bei ihren karnevalistischen Tätigkeiten zu besuchen und sich dort ebenfalls zu präsentieren. Aus diesen vielen gegenseitigen Besuchen der umliegenden Karnevalsgesellschaften entstanden dann die „befreundeten Vereine“. Diese gegenseitigen Besuche haben sich bis in die heutige Zeit festgesetzt und ist für viele, die im Verein tätig sind, und vor allem für die amtierenden Prinzen und Prinzenpaare eins der Highlights der Session, die anderen Vereine zu besuchen.  

Meine ersten Erinnerungen und Berührungen die ich mit dem Karneval habe, stammen aus den Ende 60ziger Jahren. Man hatte die Wahl hatte sich entweder als Cowboy oder als amerikanischer Ureinwohner mit indigenem Hintergrund, also als Indianer verkleiden zu dürfen. Ja liebe Gäste, man durfte auch farbig sein, ausländische Kostüme tragen und niemanden hat‘s gestört. Rosenmontagmorgen wurden die Lehrer der Schule gefangen genommen und der Kindergarten gestürmt. Nachmittags durfte ich dann beim Opa und bei der Oma den Rosenmontagszug bestaunen, der sich durch die Hauptstraße schlängelte. Und wenn man dann die Bonbons, die von den Wagen durch die offenen Fenster in die Zimmer flogen aufgesammelt hatte und wenn dann am Ende noch 2-3 Apfelsinen und ne Tafel Schokolade dabei waren war man ganz stolz. Die Oma stand immer draußen vor der Tür und hat mit jeder Gruppe und Blaskapelle mitgesungen vielleicht auch hier und da ein Schnäpschen mitgetrunken, die vorbei kam. Der Opa war da ein bisschen anders. Der hat immer im Scherz gedroht, dass er, wenn er mal sterben sollte, dies an einem Schwerdonnertag tun würde, damit die Fastnacht für uns ins Wasser fällt. Da hat die Oma ihm immer im Scherz angedroht, dass sie ihn dann auf einem Stuhl bis Aschermittwoch festschnallen würde und ihn dann hinter die Gardine ans Fenster setzen wollte bis alles vorbei war.

Ein großer Glücksfall für unseren Verein, war der Erwerb unserer heutigen Wagenbauhalle. Vor dem Kauf der Halle, wurden die Wagen für den Rosenmontagszug in ansässigen Scheuen und Hallen mit Wagen gebaut, die bis kurz vor Rosenmontag noch als Heuwagen oder sonstige landwirtschaftliche Dinge genutzt wurden. Jetzt konnte man eigene Wagen erwerben und sich beim Bau der Wagen etwas mehr Zeit lassen. In einer Nacht und Nebelaktion wurde in Eigenleistung kurz darauf auch der heutige Hallenanbau und der sogenannte Aufenthaltsraum, in internen Kreisen auch „KABUFF“ angebaut. Dieser legendäre Raum ist heute, von Ende Oktober bis Anfang März an den Wochenenden Treffpunkt, für alle Wagenbauer und Veranstaltungsort für etliche Feiern geworden. Im Laufe der letzten Jahre wurde die Wagenbauhalle oftmals in Eigenleistung mehrfach umgebaut, renoviert und erweitert. Durch den Kauf der Halle und der Anschaffung eigener Wagen, hatte man nun auch die Möglichkeit etwas zu kreieren, was unseren Rosenmontagszug in einem gr0ßen Umkreis zu Bekanntheit und einem Zuschauermagnet werden lassen sollte. „Unsere Papierrosen“. Was anfänglich noch in mühevoller Handarbeit, mit Scheere und Bindedraht, geschnitten, gefaltet, und auf Sackleinen verötelt wurde, konnte nun mit eigens angefertigten Schablonen und Bandsäge in viel größeren Mengen hergestellt werden. Es ist zwar immer noch etwas zeitaufwändig, die Rosen, jede für sich zu falten. Doch dieser Zeitaufwand entschädigt für alles, wenn diese am Rosenmontag am Wagen angebracht sind. Für alle Prinzenpaare mit ihren Gefolgen, sind diese Tage und Abende, wenn man sich zum Rosenmachen trifft oft unvergessliche Momente in ihrer Session, auch wenn der Ertrag an gemachten Papierrosen oft zu wünschen übrig lässt. Überhaupt ist die Gesellichkeit und das miteinander oft der ausschlaggebende Grund, dass es der Karnevalsgesellschaft, bis heute fast immer gelungen ist Gruppen, Freunde zu finden, die trotz großem Zeitaufwand und jahrelangem ansparen, bereit sind, als Prinzen und Prinzenpaare diese schönen und unvergesslichen Momente auf sich zu nehmen. Mit ein wenig Stolz können wir ankündigen, dass die Prinzen und Prinzenpaare die nächsten Jahre schon feststehen. Was für die großen Prinzen und Prinzenpaare gilt, bestätigt sich auch für die Kinderprinzenpaare. Für die nächsten Jahre stehen sie schon fest. Die Anfrage für eine Anmeldung ist groß. Ich warte nur noch darauf, dass demnächst Eltern mit einem Ultraschallbild ihre Sprösslinge anmelden, nur noch nicht wissen, ob als Prinz oder Prinzessin. 

Natürlich gab es auch Momente in unserem Vereinsleben die nicht so verliefen, wie wir es uns gerne gewünscht hätten. Es gab eine Zeit, in der man etwas arrogant auftrat und immer mehr in den kommerziellen Bereich ab zu rutschen drohte. Andere ansässige Vereine, an dieser Stelle sei der Spielmannszug zu nennen, machten es uns vor, mit eigenen Leuten und ohne bezahlte Trainer und Gruppen die Zuschauer zu begeistern. Man hat „Gott sei Dank“ früh genug erkannt, dass man nur mit Eigenleistung die Gunst und Anerkennung des Publikums zurückgewinnen kann. Denn es ist nicht immer einfach, unendgeldlich mit eigenen Leuten eine Galasitzung auf die Beine zu stellen. Trotz all dieser Schwierigkeiten gelingt es uns mit viel Eigenleistung und Spaß, gerade in den letzten Jahren das Publikum wieder zu begeistern, was man am Kartenverkauf für die Galasitzung deutlich erkennen kann. 

Das unsere Karnevalsgesellschaft heute so solide und gesund dasteht ist sicher ein Verdienst aller im Verein. Herausheben möchte ich trotzdem einige. 

Unsere Sitzungspräsidenten, die alle, jeder auf seine eigene Art, es verstanden ihr Publikum zu begeistern und mitzunehmen. 

Einer von ihnen, Hartmut Pfeifer, der, als wir ihn gefragt haben, ob er Schirmherr für unsere Jubiläumsveranstaltung werden möchte, und sofort zugesagt hat, wird heute Abend sicherlich noch einige Worte an sie richten. 

Alle Büttenrednern die hier oben auf der Bühne standen. Ihnen gehört mein größter Respekt vor dem Mut und der Courage das Publikum zu unterhalten.

Alle die tänzerisch oder musikalisch, teils mit großem Aufwand, Eigenleistung und Aragemont Jahr für Jahr alle Zuschauer zu begeistern wissen.

All dies geht natürlich nicht ohne Trainer und Trainerinnen, die ohne einen Cent zu kassieren, mit hohem Zeitaufwand und viel Eigenleistung unsere ganzen Tanzgruppen, angefangen von den Mini Amazonen bis hin zum Männerballett trainieren.

Und meinen ganz persönlich Dank aussprechen, möchte ich allen Zugordnern, der Feuerwehr Herschbach, der Ortsgemeinde, die mich in meiner Funktion als Verantwortlicher für den Rosenmontagszug seit vielen Jahren unterstützen und begleiten. Ohne diese Personen wären solche Großveranstaltungen wie der Rosenmontagszug nicht zu realisieren.  

Besonders aber hervorheben möchte ich all diejenigen, die in all den Jahren unendgeldlich und mit großer Verantwortung Vorstandsarbeit für unsere KG übernommen haben. Ohne diese positiv Verrückten Männer und Frauen, stände der Verein heute nicht da wo er jetzt ist. 

Ich selbst, weiß nach mehr als 30 Jahren Vorstandarbeit, was es bedeutet sich jedes Jahr erneut auf eine anstehende Saison vorzubereiten die einem von November bis März vieles abverlangt.

Mit Absicht, will und möchte in meiner meiner Rede, keine Namen nennen, von Personen, die diese Vorstandsarbeit geleistet haben, weil ich weiß, dass ich wahrscheinlich irgendjemand vergessen würde, der es auch verdient hätte genannt zu werden. Allen die es getan haben, verdienen meinen größten Respekt und Anerkennung.

Was die Frauenquote betrifft, sind wir auch ein Vorbild. Waren bis vor 10 Jahren Frauen in unserem Vorstand noch Mangelware, können wir heute, auch wenn ich zugeben muss, dass ich am Anfang skeptisch war, uns glücklich schätzen, so viele von ihnen jetzt in unseren Reihen zu haben. Was die Mädels leisten, vor allem in organisatorischen Bereichen ist schon enorm und wichtig für einen Verein wie unseren. 

Was es bedeutet, sich mit einem Verein zu identifizieren hat man letztes Jahr erleben dürfen. Als schon alle Vorbereitungen für den Rosenmontagzug liefen, wurde uns vom Ministerium in Mainz ein Strich durch die Rechnung gemacht. Alle unsere 10 eigenen Prunk- und Motivwagen waren laut Verordnungen nicht mehr für den Rosenmontagszug fahrtauglich. Was dann folgte, war ein Szenario, was seinesgleichen sucht. Man wollte mit allen Mitteln verhindern, dass der Zug ausfallen würde. In kürzester Zeit wurden neue Wagen gesucht und gekauft. Materiallisten zum Aufbau der Wagen erstellt und Baumaterial bestellt. Gleichzeitig wurden die alten Wagen abgebaut und entsorgt. Mit von Firmen und vom Bauhof geliehen Schweißgeräten, Eisensägen, und weiteren Werkzeugen, wurden innerhalb von 4 Wochen, 8 neue Prunk- und Motivwagen, in einer Art 2 Schichtbetrieb nach den neusten Verordnungen und Sicherheitsvorschriften aufgebaut und anschließend dem TÜV vorgestellt und ohne Beanstandungen abgenommen. Was in diesen 4 Wochen von den Männern und Frauen geleistet wurde, zeugt davon, wenn der Verein in Schwierigkeiten steckt, und alle mit anpacken, ist alles zu erreichen. 

Als Verantwortlicher der Wagenbauhalle hat man in den letzten 30 Jahren natürlich auch schon „Schreckliches erlebt“. Mir, – ich bezeichne mich mal als einigermaßen handwerklich begabt – sind graue Haare gewachsen oder ausgefallen, wenn mehr „Planer“ als Handwerker am Wagen waren, handwerklich Totalblinde mit Hammer und Fäustel versucht haben „100er Schrauben einzuschlagen, Pappe mit Nägeln zu befestigen, die so lang waren, das man Angst haben musste, das sie auf der anderen Seite des Wagens wieder raus kamen. Rosenpapier an der Bandsäge geschnitten haben und daheim von der Frau das Frühstücksbrötchen aufgeschnitten bekommen. Klebespezialisten, die den Kleber so schnell aufgetragen haben, sich dann wunderten, dass bei ihrem Arbeitstempo die Rosen nicht mehr haften wollten, weil der Kleber schon getrocknet war. Kreissägen von der falschen Seite bedienten und behaupteten, das Sägeblatt sei nicht mehr scharf genug. Blinde, die mit selbst gebauten Messlatten errechnet haben, dass der Wagen nach Fertigstellung durchs Tor geht, und am Rosenmontagmorgen, wenn die Wagen aus der Halle gefahren wurden feststellen mussten, dass am Zollstock ein Glied gefehlt hat, oder sich die Höhe der Tordurchfahrt geändert haben muss. Aber es gab auch Spezialisten, die mit allen möglichen Gegenständen die mitgebrachten Getränke zu öffnen wussten, bis zum Schluss keine einzige Schraube verarbeitet, keine Rose an den Wagen geklebt hatten und anschliessend im Kabuff mit ihren handwerklichen Fähigkeiten die Könige waren. Im Laufe der Jahre, hat man gelernt, mit diesen, nicht immer einfachen Zuständen und Verhältnissen zurecht zu kommen. Und wenn nach dem Rosenmontagszug alles ohne größere Schäden verlaufen ist, die Wagen wieder in der Halle stehen, erfüllt mich dies immer mit ein wenig Stolz, dass man auch mit weniger handwerklich Begabten so ein Ereignis zustande bringt.

Mehr als 500 Mitglieder unterstützen den Verein und sprechen für sich, dass die Karnevalsgesellschaft in Herschbach angenommen wird und etabliert ist. Die Jugendarbeit wird in unserem Verein groß geschrieben. Es gibt Mini- Jung- und Nachwuchsamazonen. Ebenso eine Kinderprinzengarde. Im Seniorenbereich, den Elferrat, die Prinzengarde und die Amazonen. Und für all die im vorangeschritten Lebensalter noch immer Spaß an einem Auftritt haben, haben wir für männlichen Vereinsmitglieder das Männerballett anzubieten.

Ich will euch nun nicht länger mit meiner Rede strapazieren. Aber ich möchte mich im Namen der Karnevalsgesellschaft noch bei einigen bedanken. Bedanken vor allem, bei allen, die unentgeltlich und mit viel Herzblut den Verein als aktive Mitglieder, Trainer, Büttenredner, TänzerInnen, Dekorateure, Aufräumer, Thekenbesetzung, Saalordner, Zugordner, Kassenbesetzung und Helfer bei unseren Veranstaltungen unterstützen. Bedanken beim Vorstand, ohne diese Männer und Frauen die Jahr für Jahr in großer Verantwortung alles planen, erstellen, berechnen, organisieren, sind solche Veranstaltungen nicht zu realisieren. Bedanken möchte ich mich bei allen Gönnern und Sponsoren, ohne deren finanzielle oder materielle Unterstützung manches nicht zu realisieren wäre. Ebenso bei der Ortsgemeinde, dem Gemeinderat mit Axel Spiekermann als Ortsbürgermeister an der Spitze, die uns finanziell tatkräftig unterstützt haben. Und zu guter letzt auch bei ihnen allen, sei es als Zuschauer bei unseren Veranstaltungen, oder als Zuhörer bei unseren Sitzungen. Ohne Publikum würde es uns nicht geben.

Zum Ende meiner Rede noch einige Wünsche. 

Ich glaube, das die Karnevalsgesellschaft in ihrer jetzigen Form gut aufgestellt ist, deshalb wünsche ich mir, dass dies auch in der Zukunft so ist. Das, sich immer welche finden werden, die unseren, meinen Verein aktiv unterstützen. Wir alle wollen feiern und fröhlich sein. Das geschieht aber nicht von allein. Mein Appell deshalb an alle. Engagiert euch, egal in welchem Verein, den wir wollen doch alle noch viele Jahre gemeinsam Spaß haben. Ich wünsche mir, das die Vereine, egal welcher, die alle einen großen Anteil zu einem guten Gemeinschaftsleben in unserer Gemeinde beitragen, oftmals enorme Jugendarbeit leisten, ohne die kulturelle Feste oder Veranstaltungen nicht zu realisieren sind, von der Politik mehr unterstützt und nicht in Geboten, Anordnungen, Verordnungen ersticken und mit Gebühren oftmals um ihren Lohn gebracht werden.

Ich hoffe, ich habe euch mit meiner Rede nicht allzu gelangweilt und rufe euch allen und unserer KG zu, auf die nächsten 111 Jahre, auf unsere Karnevalsgesellschaft, 

Dreifach Herschbach ALAAF